Der Schiefe Turm von Pisa ist eines der bekanntesten Wahrzeichen der Welt – nicht nur wegen seiner beeindruckenden Architektur, sondern vor allem wegen seiner markanten Neigung. Seit Jahrhunderten stellen sich Touristen, Wissenschaftler und Ingenieure dieselbe Frage: Kann der Schiefe Turm von Pisa eines Tages umfallen?
Um diese Frage zu beantworten, müssen mehrere Faktoren betrachtet werden: die physikalischen und geologischen Bedingungen, die historische Entwicklung des Turms, frühere Rettungsmaßnahmen und aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur Stabilität des Bauwerks.
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Warum der Turm überhaupt schief ist: Der instabile Baugrund
Der Hauptgrund für die Neigung des Turms liegt in den geologischen Gegebenheiten von Pisa. Die Stadt befindet sich in einem Flussdelta, dessen Boden aus weichem Sand, Ton und Lehm besteht. Diese Sedimente sind nicht fest genug, um das enorme Gewicht des Turms (rund 14.500 Tonnen) gleichmäßig zu tragen.
Bereits kurz nach Baubeginn im Jahr 1173 begann sich der Turm zu neigen, weil der Boden unter einem Teil der Fundamente stärker nachgab als unter dem anderen. Dieser Effekt, bekannt als differenzielles Setzen, führte dazu, dass der Turm in eine Schräglage geriet.
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Warum ist der Turm trotz seiner Schieflage nicht umgefallen?
Obwohl der Turm eine erhebliche Neigung hat – vor den letzten Sanierungsarbeiten lag sie bei über 5,5 Grad –, ist er bislang nicht umgestürzt. Dafür gibt es mehrere Gründe:
1. Der lange Baustopp und die Setzung des Bodens
Nach den ersten Bauarbeiten wurde der Turm wegen politischer Unruhen in Pisa für fast 100 Jahre nicht weitergebaut. Diese Verzögerung ermöglichte es dem Boden, sich langsam zu setzen, wodurch der Turm eine gewisse Stabilität erreichte. Hätte man den Bau ohne Unterbrechung fortgesetzt, wäre der Turm vermutlich schon im Mittelalter eingestürzt.
2. Die besondere Geometrie des Turms
Interessanterweise hat die Schieflage des Turms dazu geführt, dass seine Struktur leicht gekrümmt ist – spätere Stockwerke wurden bewusst „gegen die Schieflage“ gebaut, um den optischen Eindruck abzumildern. Diese Form könnte dazu beitragen, dass das Bauwerk widerstandsfähiger gegenüber dem Einsturz ist.
3. Die natürlichen physikalischen Grenzen des Einsturzes
Ein Gebäude kippt dann um, wenn sein Schwerpunkt außerhalb der Auflagefläche liegt. Im Fall des Schiefen Turms von Pisa liegt der Schwerpunkt – trotz der Schieflage – noch innerhalb der Bodenfläche des Fundaments. Dies bedeutet, dass der Turm zwar geneigt ist, aber noch nicht in einer Position, in der er von allein kippen würde.
Hätte der Turm ohne Eingriffe tatsächlich umfallen können?
Ja, ohne moderne Stabilisierungsmaßnahmen wäre der Turm im Laufe des 20. Jahrhunderts wahrscheinlich umgefallen.
- In den 1990er-Jahren zeigte eine Untersuchung, dass der Turm von Pisa sich immer weiter neigte – jedes Jahr um etwa 1,2 Millimeter.
- Ingenieure berechneten, dass er bei einer Neigung von etwa 5,44 Grad seinen Kipppunkt erreichen würde.
- 1990 wurde der Turm für Besucher gesperrt, weil er als akut einsturzgefährdet galt.
Zu diesem Zeitpunkt war der Turm so stark geneigt, dass es dringend notwendig war, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
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Welche Maßnahmen haben den Einsturz verhindert?
Zwischen 1990 und 2001 wurde eine groß angelegte Rettungsaktion durchgeführt. Einige der wichtigsten Maßnahmen waren:
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Gewichtsverlagerung:
- Auf der Nordseite (der höheren Seite) wurden Gegengewichte aus Blei angebracht, um den Schwerpunkt des Turms zu verschieben.
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Gezielter Bodenaushub:
- Ingenieure entfernten vorsichtig Erdmaterial unter der Nordseite des Turms, um ein leichtes Absinken dieser Seite zu ermöglichen und so die Neigung zu verringern.
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Stahlseile und Verankerungen:
- Während der Arbeiten wurde der Turm mit starken Stahlseilen gesichert, um einen plötzlichen Einsturz zu verhindern.
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Fundamentverstärkung:
- Der Boden unter dem Turm wurde mit einer speziellen Technik stabilisiert, um weitere Setzungen zu verhindern.
Durch diese Maßnahmen konnte die Neigung des Turms von 5,5 auf etwa 3,97 Grad reduziert werden. Experten gehen davon aus, dass er für die nächsten 200 bis 300 Jahre stabil bleiben wird.
Kann der Turm trotzdem in Zukunft umfallen?
Obwohl der Turm heute als sicher gilt, gibt es theoretische Szenarien, in denen er umstürzen könnte:
1. Ein starkes Erdbeben
Pisa liegt in einer Region, die gelegentlich von Erdbeben betroffen ist. Ein starkes Beben könnte das Gleichgewicht des Turms stören. Allerdings hat er bereits mehrere Erdbeben überstanden – vermutlich, weil der weiche Boden die Erschütterungen teilweise absorbiert.
2. Weitere Bodenbewegungen
Falls sich die geologischen Bedingungen in der Region ändern oder der Boden unter dem Turm erneut absackt, könnte dies langfristig zu einer erneuten Instabilität führen.
3. Ungeplante bauliche Eingriffe
Falls in der Umgebung des Turms größere Bauprojekte durchgeführt werden, die den Untergrund beeinflussen, könnte dies ebenfalls zu Problemen führen.
Der Schiefe Turm von Pisa wird noch lange stehen
Dank umfangreicher Restaurierungsmaßnahmen ist der Turm heute stabiler als je zuvor. Ingenieure sind zuversichtlich, dass er mindestens 200 Jahre ohne weitere Eingriffe stehen bleiben wird.
Ein spontanes Umfallen ist unter den aktuellen Bedingungen unwahrscheinlich. Dennoch bleibt der Turm ein sensibles Bauwerk, das regelmäßig überwacht werden muss.
Touristen können also weiterhin die berühmte „Halte-den-Turm“-Pose für Fotos einnehmen – ohne Angst, dass der Turm in diesem Moment umkippt.