Ein stiller Ort mit großer Geschichte
Nur wenige Kilometer von Burano entfernt liegt Torcello, eine kleine, fast vergessene Insel, die als Wiege Venedigs gilt. Heute leben hier nur noch wenige Menschen, doch im frühen Mittelalter war Torcello ein wichtiges Zentrum der gesamten Lagune – älter und bedeutender als Venedig selbst.
Wer den touristischen Trubel von Murano oder Burano hinter sich lässt, findet auf Torcello Ruhe, Geschichte und eine fast mystische Atmosphäre. Alte Kirchen, byzantinische Mosaike und grüne Wiesen zeugen von einer Zeit, als hier Tausende Menschen lebten.
Geschichte von Torcello – der Ursprung Venedigs
Die Geschichte Torcellos reicht bis ins 5. Jahrhundert zurück. Damals flohen Bewohner des römischen Festlands – vor allem aus Altinum – vor den Invasionen der Hunnen und Goten in die Lagune. Sie suchten Schutz auf den Inseln, und Torcello wurde zu einer der ersten dauerhaften Siedlungen.
Bereits im 7. Jahrhundert war die Insel ein bedeutendes Handelszentrum mit rund 20.000 Einwohnern, einer eigenen Kathedrale, zahlreichen Werkstätten und Salzlagern. Torcello stand unter byzantinischem Einfluss und war damit ein Bindeglied zwischen dem Osten und dem Westen.
Mit der Zeit verlagerte sich die Macht jedoch nach Venedig. Die Kanäle rund um Torcello versandeten, Malaria breitete sich aus, und die Bewohner zogen nach Murano, Burano oder auf das venezianische Festland.
Heute ist Torcello fast unbewohnt – aber ihre Kirchen und Ruinen erzählen von der Geburtsstunde Venedigs.
Sehenswürdigkeiten auf Torcello
Obwohl die Insel klein ist, gibt es hier einige bemerkenswerte Sehenswürdigkeiten, die einen Besuch lohnen.
Kathedrale Santa Maria Assunta
Die Kathedrale Santa Maria Assunta wurde im Jahr 639 gegründet und gilt als älteste Kirche der Lagune. Besonders beeindruckend sind die byzantinischen Mosaike aus dem 11. und 12. Jahrhundert: Sie zeigen das Jüngste Gericht, Engel, Heilige und kunstvolle Ornamente.
Ein Aufstieg auf den Glockenturm lohnt sich – von oben hat man einen weiten Blick über die grüne Insel und das Wasser der Lagune.
Kirche Santa Fosca
Direkt neben der Kathedrale steht die Kirche Santa Fosca, ein rundes Bauwerk mit Arkaden und typisch byzantinischer Kuppel. Sie stammt aus dem 11. Jahrhundert und war ursprünglich eine Märtyrerkirche.
Das Ensemble aus Santa Fosca und der Kathedrale gehört zu den schönsten architektonischen Zeugnissen des frühen venezianischen Christentums.
Thron des Attila
Ein kurzes Stück weiter steht ein alter Steinsitz, der als „Thron des Attila“ bekannt ist. Der Name ist zwar Legende – Attila der Hunne war nie hier –, doch der Thron stammt tatsächlich aus der Zeit, als Torcello Sitz des byzantinischen Gouverneurs war.
Heute ist er ein beliebtes Fotomotiv und Symbol für die Macht, die die Insel einst besaß.
Ponte del Diavolo – die Teufelsbrücke
Am Eingang der Insel führt die Ponte del Diavolo über einen kleinen Kanal. Sie ist eine der wenigen venezianischen Brücken ohne Geländer – und trägt ihren Namen aufgrund einer düsteren Sage: Ein junger Venezianer soll dort einst mit Hilfe des Teufels seine Geliebte zurückgeholt haben.
Besonders stimmungsvoll wirkt die Brücke bei Sonnenuntergang, wenn das Licht über das Wasser flimmert.
Atmosphäre und Natur
Im Gegensatz zu den belebten Inseln Murano und Burano herrscht auf Torcello eine beinahe meditative Stille. Zwischen Wiesen, Kanälen und alten Obstbäumen spaziert man auf schmalen Pfaden, hört Vogelgezwitscher und den Wind im Schilf.
Die wenigen Häuser sind meist Gasthöfe oder kleine Bauernhöfe. Besonders bekannt ist das Locanda Cipriani, ein historisches Restaurant, in dem schon Hemingway gegessen hat.
Viele Besucher kombinieren Torcello mit einem Rundgang über Burano – beide Inseln liegen nur wenige Minuten voneinander entfernt (interner Link: Burano Sehenswürdigkeiten).
Das Museo di Torcello
Wer sich für Archäologie interessiert, sollte das Museo di Torcello besuchen. Es zeigt Fundstücke aus römischer und byzantinischer Zeit: Marmorreliefs, Münzen, Keramik und Inschriften.
Das kleine Museum vermittelt einen guten Eindruck davon, wie wichtig Torcello in der Frühgeschichte der Lagune war. Zusammen mit der Kathedrale bildet es das historische Zentrum der Insel.
Anreise nach Torcello
Torcello ist nur per Boot erreichbar.
Die einfachste Verbindung führt von Burano – von dort fährt regelmäßig das Vaporetto (Linie 9), die Fahrt dauert nur rund 5 Minuten.
Von Venedig aus kannst du Torcello entweder über Burano erreichen oder direkt mit einer organisierten Bootstour. Besonders beliebt ist dieser Tagesausflug:
👉 Bootsausflug zu den Inseln Murano, Burano und Torcello
Wenn du lieber individuell unterwegs bist, lohnt sich der
👉 Venedig Wasserbus- und Festland-Buspass
Er gilt für alle Vaporetto-Linien und ist ideal, um mehrere Inseln an einem Tag zu besuchen.
Besuchstipps & Öffnungszeiten
🕍 Kathedrale Santa Maria Assunta
-
täglich geöffnet (außer Montagvormittag)
-
Eintritt: ca. 5 €
-
Turmaufstieg: zusätzlich 5 €
-
letzter Einlass ca. 16:30 Uhr
🖼️ Museo di Torcello
-
kleiner Eintritt (ca. 3 €)
-
gute Ergänzung zum Kirchenbesuch
☕ Tipp: Kombiniere Torcello mit Burano am Vormittag und genieße danach ein Mittagessen im „Locanda Cipriani“.
Wer Zeit hat, kann auf der Rückfahrt noch Murano besuchen – so erlebst du an einem Tag Spitze, Glas und Geschichte.
(Interner Link: Murano oder Burano – welche Insel ist schöner?)
Fazit
Torcello ist ein Ort, an dem die Zeit stehen geblieben scheint. Zwischen alten Kirchen, stillen Kanälen und grünen Wiesen lässt sich spüren, wie alles begann – die Geschichte Venedigs, seiner Kultur und seiner Religion.
Für alle, die die ruhige, authentische Seite der Lagune erleben wollen, ist Torcello ein ideales Ziel. Besonders in den Morgenstunden wirkt die Insel fast magisch.
Kombiniere deinen Besuch mit einer Bootsfahrt und entdecke die drei Gesichter der Lagune:
-
Murano mit Glas,
-
Burano mit Spitze,
-
Torcello mit Geschichte.